Bereits zum 82. Mal findet dieses Jahr die Internationale Grüne Woche in Berlin statt. Wer gerne isst und sich für Landwirtschaft und Gartenbau interessiert, der kommt hier voll auf seine Kosten. Wir zeigen die Highlights der Messe.
Tradition trifft auf Moderne
Beim Betreten der Messehalle wird schnell klar: Auf eine Mischung aus Neuem und Traditionellem wird auch dieses Jahr wieder viel Wert gelegt. Neben Superfoods wie Moringa, Kokosöl und Birkensaft gibt es auch viele Stände, die deftige Hausmannskost wie Wurst mit Sauerkraut, Bier und selbstgebrannten Likör anbieten. Und das kommt bei den Besuchern gut an, in den Gängen zwischen den Essenständen kommt es regelmäßig zu Stau, weil noch schnell eine Scheibe Eselsalami mit Knoblauch von der Probierplatte gegriffen wird. Neben dem Genuss steht bei der Grünen Woche aber auch der Blick auf Nachhaltigkeit und die Bekämpfung des Welthungers im Vordergrund. Mit vielen verschiedenen Infoveranstaltungen und Workshops klärt zum Beispiel das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) über die Ernährungssituation in Entwicklungsländern auf. Ein wichtiger Aspekt, der bei dem ganzen Schlemmen nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Auf der Grünen Woche stehen faire Produktionsbedingungen im Vordergrund.
©Juliane Weiss
Partnerland Ungarn zeigt sich traditionell
Dass man in der Halle des diesjährigen Partnerlandes Ungarn angekommen ist, merkt man nicht nur an den traditionellen Tänzern, die dem Publikum auf der Bühne vorgeführt werden. “Hier riecht es nach Ungarn“, höre ich Besucher neben mir sagen. Der größte Bereich der Halle wird von dem ungarischen Restaurant ausgefüllt, dass traditionelle Speisen wie Krautnudeln und Rindergulasch serviert. Das Restaurant ist immer gut gefüllt, deftiges ungarisches Essen trifft offensichtlich genau den Geschmack der größtenteils deutschen Gäste.

Das ungarische Restaurant fand unter den Gästen großen Anklang.
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Dass Ungarn aber noch viel mehr zu bieten hat, als nur Gulasch und Paprika, zeigt sich an den verschiedenen Ständen. Neben verschiedenen Sorten an Schnaps und Obstbränden, die man in der Halle findet, wird die Vorliebe der Ungarn für Baumkuchen (auf ungarisch “Kürtőskalács“) deutlich. Der hat allerdings nicht viel mit dem deutschen Baumkuchen gemeinsam. Bei der ungarischen Version handelt es sich um eine über dem Feuer gebackene Teigware, die mit Haselnüssen bestreut wird und optisch an einen (braunen) Gipsverband erinnert. Geschmacklich hat er aber mit einem Gipsverband nicht viel gemein, sondern macht Lust auf mehr. Für jemanden, der gerade Diät macht, ist die Ungarn-Halle definitv nicht das Richtige.

Ungarischer Baumkuchen wird traditionell über dem Feuer gebacken.
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Neben dem großen Angebot an Würsten in verschiedenen Formen und Größen, scheint eine gesunde und ausgewogene Ernährung eine eher untergeordnete Rolle in der Ungarn-Halle zu spielen. Ein in der Masse der Würste etwas verloren wirkender Stand, der Bio-zertifiziertes Pilzpulver aus Shiitake und Reishi anbietet, lockt trotzdem viele Interessenten. Der Verkäufer erklärt, dass er leider nicht sagen darf, wogegen genau das Pilzpulver wirkt, denn es gäbe noch keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Pilze. Allerdings klingen seine Erklärungen durchaus überzeugend. Für mich sogar so überzeugend, dass ich zwei kleine Gläser des Heilpulvers mit nach Hause nehme.
Attraktion für Groß und Klein: Die Tierhalle mit “Ooh-Effekt”
Kleine und große Kinder kommen in der Tierhalle voll auf ihre Kosten. Neben verschiedenen Schaf- und Ziegenrassen können die Besucher hier unerschiedliche Pferderassen bewundern, die in Ställen und auf dem Reitplatz präsentiert werden. Artgerechte Haltung und das Wohl der Tiere stehen dabei im Vordergrund. Neuland zeigt, wie man glückliche Schweine hält und beim Pferde-Marathon gewinnt dasjenige Tier, dessen Herzfrequenz nach dem Lauf im richtigen Bereich liegt. Die Ferkel der Neuland-Schweine und die schlafenden Lämmer scheinen von ihrer lauten und hektischen Umgebung noch nicht viel mitzubekommen, einige Pferde und Rinder wirken in ihren kleinen Boxen allerdings sichtlich gestresst, was dem ganzen Spaß einen leichten Wehrmutstropfen verpasst.

Auch artgerechte Tierhaltung war ein wichtiges Thema auf der grünen Woche 2017.
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Die Gesundheits-Stars der Grünen Woche
So vielfältig die Grüne Woche ist, begegnen einem doch immer wieder Produkte, die anscheinend länder- bzw. kulturübergreifend im Fokus stehen und offensichtlich bei einer Vielzahl an Käufern großen Anklang finden.
Das Trendgetränk 2017: Birkensaft aus dem Norden
Wer aufmerksam die Entwicklungen im Getränkesortiment ausgewählter Bio-Läden verfolgt, wird sicher schon einen Neuling entdeckt haben: Birkenwasser aus Finnland und Lettland. Auch auf der Grünen Woche wurde der Saft aus der Birkenrinde vorgestellt. Leicht süßlich und erstaunlich erfrischend wird das Getränk als neues Wundermittel verkauft. Der Saft, der nur in einigen wenigen Monaten zwischen Winter und Frühjahr gezapft werden kann, enthält eine Reihe von gesunden Inhaltsstoffen, wie Kalzium, Magnesium, Eisen und Kalium. Die Wirkung des Wassers ist noch nicht ausreichend erforscht, allerdings wird ihm nachgesagt, sogar gegen Darmkrebs wirken zu können.

Birkenwasser kann pur oder auch als Wein oder Schnaps getrunken werden.
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Arganöl – Schönheit von Innen und Außen
Ein Öl für jede Gelegenheit: Marokkanisches Arganöl findet man an vielen Ständen. Bei dem Öl handelt es sich um ein reines Naturprodukt, das aus den Samen des in Marokko wachsenden Arganbaums gewonnen wird. Es kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden und besitzt eine ganze Reihe von gesundheitlichen und kosmetischen Vorteilen. Unter anderem wirkt das Öl innerlich gegen zu hohe Cholesterinwerte, das Immunsystem wird angeregt und die Verdauung reguliert. Auch auf Entzündungskrankheiten wie Arthritis hat das Öl eine lindernde Wirkung. Auf die Haut aufgetragen, wirkt Arganöl zum Beispiel gegen Ekzeme, Neurodermitis und Akne. Durch die hohe Menge an Vitamin E eignet sich das Öl außerdem prima als Anti-Aging Mittel. Das beste Beispiel dafür, dass das Öl auch wirklich wirkt, sind die Verkäufer/innen an den Ständen, die alle wunderschöne Haut und Haare haben und sehr gesund wirken.
Auf der Grünen Woche werden hauptsächlich Argan-Produkte angeboten, die Bio-zertifiziert sind und aus fairem Anbau stammen. Denn wie in so vielen Bereichen der Messe wird auch bei den Arganöl-Anbietern auf hohe Qualität bei gleichzeitig fairen Arbeitsbedingungen geachtet. Die Firma Arganhaus beispielsweise bezieht ihr Öl direkt bei Organisationen, die von Berberfrauen gegründet wurden. Durch den Kauf des Öls trägt man zur Sicherung des Lebensunterhalts der Frauen bei; ein doppelt gutes Gefühl also, dieses Öl zu kaufen.

An vielen Ständen wurde Arganöl zum Probieren angeboten.
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Superfood Moringa: Gut für die Gesundheit – und die Erzeuger
Sowohl bei Kräuter- und Teeanbietern sowie an Superfood-Ständen kommt man bei der diesjährigen Grünen Woche nicht an Moringa in Form von getrockneten Blättern oder Pulvern vorbei. Kein Wunder, denn die Pflanze enthält neben 7 verschiedenen Vitaminen (A, B1, B2, B3, C, E, K) zusätzlich noch Antioxidantien, 10 verschiedene Aminosäuren, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, sowie viele verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente wie Zink und Eisen. Der Caliumgehalt von Moringa ist doppelt so hoch wie der von Milch…ein echtes Superfood eben! Die in der Pflanze enthaltenen Nährstoffe unterstützen das Immunsystem und die antimikrobielle Wirkung der Blätter hemmt das Bakterienwachstum. Die Pflanze hat außerdem nicht nur positive Effekte für die Gesundheit, durch ihren Anbau kann zudem in Entwicklungsländern die Ernährung der Bevölkerung gesichert werden. Die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt durch ihr Programm “Ernährungssicherung und Resilienzstärkung“ den Anbau von Moringa-Bäumen unter anderem in Burkina Faso, Togo und Benin. Das Superfood leistet dort einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung.

Pulver aus dem Superfood Moringa trifft man auf der Grünen Woche häufig an.
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Fazit zur Messe
Die Grüne Woche bietet auch dieses Jahr wieder eine tolle Mischung aus vielen verschiedenen Bereichen, bei denen keine Wünsche offen bleiben. Hier kann man auch gerne mal einen ganzen Tag verbringen, denn bei aufkommenden Ermüdungserscheinungen sorgen die verschiedenen Stände und Restaurants für die richtige Stärkung.
Bis zum 29.01.2016 kann die Messe noch besucht werden. Es lohnt sich!

Rezepte für gesunde ungarische Gerichte
Wenn du dich gesund ernähren möchtest und trotzdem nicht auf die ungarische Küche verzichten willst, kannst du einmal unsere gesunden Ungarn-Rezepte ausprobieren: